Landkarte der antiken Keltiké mit (fast) allen keltischen Stämmen

Dumnon Celticon – Mc Claudias ultimative Landkarte der antiken Keltiké

Der Plan hat eine Größe von 5000 x 4000 Pixel.

Lizenz der verwendeten Europakarte:

Wikipedia-Eintrag „Europa“. Karte „Map of administrative divisions of Europe“ von Wikimedia Commons mit Creative-Commons-Lizenz,

link: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Europe,_administrative_divisions_-_de_-_colored.svg

Herstellungsart:

Ich, Claudia Jenik (Mc Claudia), habe die normale Europakarte mit dem Programm Paint 3D von Microsoft in die Keltenlandkarte verwandelt.

Meine persönliche Lizenz:

Ich erlaube hiemit allen Interessierten, diese meine Keltenlandkarte downzuloaden, zu verändern, wo anders zu veröffentlichen. Ich ersuche nur um Nennung meines Namens bzw. meiner Website www.cretimaceltica.at , wenn die Keltenlandkarte wo anders veröffentlicht wird. Da ich selbst diese Landkarte gratis zur Verfügung stelle, erwarte ich auch, dass meine Arbeit nicht von anderen zu kommerziellen Zwecken genutzt wird.

Meine Quellen:

Hauptquelle für alle angegebenen Stämme, Orte, archäologischen Beschreibungen und antiken Reiserouten ist das Atlas-Buch:

KOCH John T. et. al.,

„An Atlas for Celtic Studies – Archaeology and Names in Ancient Europe and Early Medieval Ireland, Britain, and Brittany“,

Oxbow Books, Oxford, 2007, ISBN: 978-1-84217-309-1

https://www.amazon.de/Atlas-Celtic-Studies-Archaeology-Publications/dp/184217309X

Weitere Quellen:

BIRKHAN Helmut,

„Kelten – Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur“,
Verl. der österr. Akademie d. Wissenschaften, Wien 1997, ISBN: 3-7001-2609-3
https://www.amazon.de/Kelten-Versuch-einer-Gesamtdarstellung-Kultur/dp/3700126093

Wikipedia bei einzelnen noch offenen Fragen.

Folgende antike Landkarten habe ich vor Kurzem entdeckt – sehr empfehlenswert:

VICI.org – Atlas zur Archäologie des Altertums

OMNES VIAE – Römischer Routenplaner

Legende und Anwendung der Dumnon Celticon-Landkarte

Anwendung:

Die Landkarte ist dafür gedacht, sich einen Überblick über (fast) alle keltischen Stämme der Antike, ca. von 500 v. Chr. bis ca. 200 n. Chr., zu verschaffen. Weiters ist farblich gekennzeichnet, welche keltischen Gebiete von den Römern erobert wurden und dann in die gallorömische Kultur übergingen und welche nicht. Zusätzlich gibt es Markierungen und Schlagwörter über ausgewählte wichtige archäologische Infos, erste Sprachquellen, große keltische Wanderungen und einige ausgewählte Besonderheiten (sowohl Historisches als auch Archäologisches, Mythisches und Witziges).

Dadurch, dass die heutigen Staatsgrenzen eingezeichnet sind, weiß man gleich, wo ungefähr die Stämme siedelten. Egal also, wofür man das Wissen um die keltischen Stämme und deren Verortung benötigt, die Landkarte bietet einen schnellen allgemeinen Überblick.

Interessierte können sich die Landkarte gerne herunterladen und selbst für sich weiterentwickeln: mögliche fehlende Stämme dazuschreiben, weitere besondere Orte hinzufügen, andere uninteressante löschen usw. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

Legende:

Der Name der Landkarte – DUMNON CELTICON – ist Gallisch und bedeutet: Keltische Welt.

Farbliche Hintergründe:

  • Blau: Meer
  • Gelb: Keltische Gebiete, die nach der Romanisierung Teil des Römischen Reichs waren
  • Grün: Keltische Gebiete hinter dem Limes, die also nie romanisiert wurden
  • Rosa: Römisches Reich außerhalb der keltischen Gebiete
  • Grau: Gebiete, wo es weder Kelten noch das römische Reich gab

Arialschrift, blau, groß und fett: Weitläufige Ortsbezeichnungen der Antike.

Alle folgenden Beschriftungen sind in Times New Roman:

Stammesnamen sind alle in blauen Großbuchstaben angegeben.

Die mitteleuropäischen Gebiete, die aufgrund großer hallstattzeitlicher und früh-La-Tène-zeitlicher Funde wichtig sind, da dort aus archäologischer Sicht das Keltische mglw. begonnen hat, sind dunkelgrün umrandet und darin in roter Schrift beschrieben.

Neben den Gebieten, wo historisch oder archäologisch zur frühestmöglichen Zeit die keltischen Sprachen belegt sind, stehen in roter Schrift die entsprechenden Infos. (Nur Lepontisch steht im Mittelmeer, da bei den Lepontii kein Platz mehr war.)

Die dünnen blauen Doppelpfeilchen symbolisieren den kulturellen Austausch zwischen den verschiedenen keltischen Gebieten und zugleich die noch offene Frage, wo das Keltische wirklich ursprünglich entstanden ist.

Im Westen gibt es einige dunkelgrün eingekreiste Gebiete, die auch grün beschriftet sind. Es handelt sich um große Gebiete mit außergewöhnlichen Funden.

Rote lange Pfeile, die auch rot beschriftet sind, zeigen Wanderbewegungen.

Die Bronzeschilde an den verschiedenen Stellen markieren besondere Orte. Die Beschreibungen derselben befinden sich daneben in blauer kleinster Schrift.

Mein Projekt Dumnon Celticon und der „Atlas for Celtic Studies“

Als Fan von Game of Thrones habe ich von Fandom-Sites große Landkarten im Internet über Westeros und Essos gefunden, in denen man die ganzen Orte findet, über die man gerade liest. Ich fand es sehr praktisch, beim Lesen der Romane auf der Landkarte Königsmund, Meereen, Braavos oder Winterfell zu finden, die Entfernungen zu sehen, die Verbindungen der Orte usw. Das gibt gleich ein vertrauteres Bild über diese Welt.

Währenddessen hat sich dadurch eine Idee bei mir eingeschlichen, die ich jetzt endlich vollendet habe: Eine einzige große Landkarte, auf der man alle keltischen Stämme findet, sodass man gleich weiß, wo welche Stämme in der Antike waren! Das ganze natürlich mit den heutigen Staatsgrenzen, damit man als Laiin auch gleich weiß, um welche Gegenden es sich handelt.

Das Landkartenbuch „An Atlas for Celtic Studies“ diente mir hiefür als Grundlage. Für alle Keltophilen kann ich dieses Landkartenwerk nur wärmstens empfehlen, da John Koch hier etwas gemacht hat, was bis dato in dieser Ausführlichkeit m.W. noch nicht gemacht wurde: Landkarten, die die Keltiké nicht nur historisch zeigen, nicht nur archäologisch, nicht nur die antiken keltischen Orte, nicht nur die damaligen keltischen Stämme – sondern alles gemeinsam in einem Stück!

Die Idee, wie so eine Landkarte für meine Website ausschauen soll, hat sich bei mir nach Durchsicht von Kochs Landkarten erst nach und nach entwickelt. Am liebsten hätte ich ein keltisches Google-Maps – also Kochs Atlas als Internetversion, wo man einfach auf einen Ort klickt und alle Infos über die antike Welt von dort erhält. Aber das ist Zukunftsmusik für Computernerds, die zugleich auch Keltolog*innen sind. *ggg*

Zusatz am 27.01.2024: Zwei antike „Google Maps“ habe ich in der Zwischenzeit gefunden (vielleicht gibt es auch noch mehr), allerdings sind sie primär römisch. Fürs heutige Suchen und Finden archäologischer und historischer Stätten aber wunderbar geeignet:

VICI.org – Atlas zur Archäologie des Altertums

OMNES VIAE – Römischer Routenplaner

Infolgedessen: eine Stufe hinunter für mein Projekt.

Am zweitliebsten wäre es mir, wenn Kochs Atlas selbst eine Internetversion auf einer riesigen Karte wäre, die gratis für alle Interessierten vorhanden ist. Das Buch einfach zu kopieren und ins Internet stellen geht natürlich aus Urheberrechtsgründen nicht. Und selbst so eine Karte zu verfertigen wäre ein Lebensprojekt, für das mir Ressourcen und Know how fehlen. Da es unzählige Ortsnamen und archäologische Fundorte gibt (letztere vermehren sich auch dauernd), bräuchte das für ganz Europa eine 20.000 x 20.000 Pixel-Karte, damit alles halbwegs Platz hat. Also wieder eine Stufe runter.

Letztlich habe ich beschlossen, dass mir drei Dinge wichtig sind, die ich bei allen Keltengebieten wissen will:

  1. Die Stämme
  2. Die Orte (antike Ortsnamen sowie archäologische Stätten)
  3. Die antiken keltischen Gottheiten – wo wurden welche verehrt?

Orte und Gottheiten kommen für eine einzelne Landkarte nicht in Frage. Orte nicht, weil, wie schon oben beschrieben, es zu viele sind, und Gottheiten nicht, weil diese meist in Clustern zu finden sind. Beispiel: In Köln, das am Limes lag, gibt es unzählige verschiedene Matronennamen und andere kelt. Gottheiten. Für Köln müsste man eine vergrößerte Karte machen, um alles zusammen zu bekommen. Schottland hingegen müsste gar nicht auf der Karte sein, da von dort keine einzige antike Gottheit überliefert ist. Der Grund liegt darin, dass die antiken Kelten außerhalb des Römischen Reiches nichts aufgeschrieben haben – zumindest nichts, was bis heute erhalten geblieben wäre.

Orte und Gottheiten sind daher mein zukünftiges Projekt. Wahrscheinlich werde ich diese in Tabellenform oder lexikonartig wiedergeben.

Bleibt in der Machbarkeit nur die Nummer eins, also die Stämme. Es gibt eine begrenzte Anzahl von Stämmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass plötzlich viele neue keltische Stämme bekannt werden, ist äußerst gering, da die meisten Stämme aus der antiken Literatur, die sich kaum durch Neufunde erweitern wird, bekannt sind.

Kochs Atlas for Celtic Studies ist für dieses Projekt bestens geeignet, da die Autoren sich wirklich bemüht haben, die meisten Stämme, die meisten antiken Ortsnamen und unzählige (aber nicht alle) archäologischen Fundstätten eins zu eins zusammen auf Landkarten zu packen. Warum will ich aber jetzt eine eigene Landkarte ins Internet stellen, wenn ich so ein tolles Atlasbuch habe?

  1. Kochs Atlas ist sehr teuer. Nicht jeder kann sich sowas leisten.
  2. Manko Nummer eins bei diesem Atlas ist, dass es ein Buch ist, also mehrere Seiten verschiedener Landkarten, noch dazu in verschiedenen Maßeinheiten. Ich hätte gerne einen europaweiten Überblick, also EINE Karte.
  3. Manko Nummer zwei bei diesem Atlas ist, dass keine heutigen Staatsgrenzen, geschweige denn Bundeslandgrenzen (Verwaltungseinheiten) vorhanden sind. Und ich will einen sofort ersichtlichen Vergleich haben zwischen den heutigen Staatsgrenzen und den damaligen Stämmen, sonst sucht man sich blöde (und weiß aus heutiger Sicht nicht, wo jetzt wer zu finden ist).

Also ran an die Arbeit. Das erste, was ich tun musste, um zu wissen, welche Stämme sich in Kochs Atlas wo befinden, war, Staats- und Verwaltungseinheitsgrenzen einzuzeichnen. Da es mir schleierhaft war, wie ich ein analoges Buch mit Staatsgrenzen vom PC digital zusammenbringen kann, habe ich mich für folgende haptische Lösung entschieden, die in der heutigen Zeit ziemlich komisch scheint:

Ich besorgte mir Durchschlagpapier und Transparentpapier. Eine Kartenseite nach der anderen habe ich dann folgendermaßen mit Staats- und Verwaltungsgrenzen versehen:

Zuerst pauste ich mit dem Transparentpapier Ortsmarkierungen aus dem Buch ab, die auch heute noch existieren (Meeresgrenzen, Flüsse, Städte). Danach suchte ich im Internet die passende jpg-Karte des Staates mit seinen Verwaltungsgrenzen. Die Karte habe ich dann am Bildschirm in die passende Größe gezoomt, dass sie mit der Maßeinheit im Buch zusammenpasst. Danach habe ich das Transparentpapier auf den Bildschirm geklemmt und die ganzen Grenzen vom Bildschirm auf das Papier abgepaust. Dann habe ich das Transparentpapier wieder runtergenommen, das Durchschlagpapier drunter und die Grenzen so in den Plan im Buch übertragen. (Sollte dieser Absatz von einem IT-Nerd gelesen werden, der eine viel bessere Idee für die Lösung so eines Problems hat, bitte her damit! *gg*)

Die Arbeit hat sich jedenfalls gelohnt, auch wenn Orte an Grenzgebieten manchmal nicht gaaaanz stimmen. Verschiedene Kartierungen sind, wie ich herausgefunden habe, dummerweise nicht immer haargenau gleich …

Mitteleuropa in Kochs Atlas mit meinen hinzugefügten Staats- und Verwaltungsgrenzen
Zum Vergleich: Mittelalterliches Wales in Kochs Atlas im Originalzustand (ohne Verwaltungsgrenzen)

Danach war alles einfach. Ich suchte einen passenden Europaplan mit allen Staatsgrenzen.  (Verwaltungseinheiten habe ich diesmal weggelassen, da der Europaplan auch mit 4000 x 5000 Pixel zu klein ist für unzählige Verwaltungseinheiten. Abgesehen davon gibt es keinen Europaplan, der zusätzlich zu den Staatsgrenzen auch die jeweiligen Bundesländer anbietet …) Als erstes habe ich die keltischen und römischen Grenzen markiert und digital ausgemalt.

Die Grenzen der Keltiké sind in Kochs Atlas sehr genau eingezeichnet. Praktisch daran ist, dass er die größtmöglichen Grenzziehungen anbietet, also bis zum letzten Zipfel von archäologischen größeren Siedlungsfunden einerseits als auch bis zum letzten Zipfel mit keltischen Ortsnamen andererseits.

Den Limes habe ich mir wieder von historischen Karten aus Wikipedia besorgt und auf meine Landkarte übertragen.

Danach habe ich die Stammesnamen eingetragen und bin dabei draufgekommen, dass Kochs Atlas nicht ganz so vollständig ist, wie angenommen: Ich habe dann nach und nach einige fehlende Stämme in Österreich und Ungarn entdeckt, die ich nachgetragen habe. Wem auffällt, dass noch keltische Stämme fehlen, bitte um Info! Dann aktualisiere ich die Landkarte. Ziemlich sicher ist aber der Großteil vorhanden. Ich behaupte mal, ca. 95 % 😉 

Während des Abschreibens der Stammesnamen in Dumnon Celticon bin ich bei den Stammesclustern bald auf ein Platzproblem gestoßen. Da ich alle Stämme gleich groß geschrieben habe, sodass auch die kleinen Stämme gleich gesehen werden, gibt es einige Stellen, wo wegen des quantitativen Übermaßes an Stammesnamen nicht alle genau dort stehen, wo sie damals auch real siedelten, sondern knapp daneben, wo ich noch Platz gefunden habe. Wer also ganz genau wissen will, an welchen Plätzen die Stämme siedelten, sollte sich trotz meiner Landkarte nochmals auf Wikipedia oä. informieren. Die Landkarte bietet nur eine ungefähre Ortsgenauigkeit. Die größten Cluster, wo ich die Kleinstämme sogar ins Meer schreiben musste, weil der Platz fehlte, sind die spanische Nordwestküste bei Gallaecia und die französische Südostküste bei Monaco / Marseille. Die dortigen Stämme sind aber alle Kleinststämme.

Große Stämme, die über riesige Gebiete verfügten, habe ich entweder mit erweiterten Buchstaben geschrieben oder gleich mehrmals untereinander / nebeneinander, um deren Gebiete abzudecken, z.B. die Vettones in Spanien oder die Aedui und Arverni in Frankreich.

Dass einige Stämme an ganz verschiedenen Stellen auftauchen, hat mit deren Völkerwanderungen zu tun. Da sowohl Kochs Atlas als auch meine Landkarte die Antike von 500 v. Chr. bis in die Mitte der römischen Kaiserzeit abdeckt, überlappen sich damit verschiedene Siedlungsgebiete der selben Stämme.

Nachdem ich (fast) alle Stämme eingepflegt hatte, musste ich nur mehr die archäologischen / historischen Hinweise, die in Kochs Atlas auch als wichtige Informationen angegeben sind, eintragen.

Und weil noch ein bisschen Platz war, habe ich letztlich auch beschlossen, mir eine Handvoll besondere Orte aus der unendlichen Anzahl von Ortsnamen, historischen und archäologischen Stätten, mythischen Orten etc. auszusuchen und mit schönen Bronzeschilden, die ich im Paint-3D-Programm gefunden habe, zu markieren. Diese besonderen Orte sollen in erster Linie Lust auf mehr machen, zum anderen quer durch den keltischen „Gemüsegarten“ einen kleinen Mini-Überblick schaffen, was für Besonderheiten wo vorhanden sind. (Dass ca. die Hälfte dieser besonderen Orte religiöser Natur sind, ergibt sich aus dem Sinn meiner Website. 😉 )

Überblick über die möglichen Ursprünge der Kelten

Da ich hier nur einen kurzen Überblick in Bezug auf meine Landkarte anbiete, empfehle ich, bei Interesse in keltologischer Fachliteratur zu schmökern. Meine Quellen sind die beiden oben angegebenen Bücher, und zwar:

John Kochs Atlas, S. 9 ff.

Birkhans „Bibel“, S. 37 ff.

Ich stelle hier drei Möglichkeiten der keltischen Ursprünge vor:

  1. Die ersten Sprachzeugnisse:

Auf meiner Landkarte habe ich die frühesten Sprachzeugnisse in roter Schrift angegeben. Dies habe ich 1:1 von Kochs Atlas übernommen.

Rein archäologisch gibt es die ersten epigraphischen Funde aus dem 6. Jhdt. v. Chr., allerdings nur aus dem Lepontischen Gebiet (Südschweiz / Norditalien – Seengebiet). Die nächsten archäologischen Sprachzeugnisse gibt es ab dem 4. Jhdt. v. Chr. aus dem Gebiet um Massalia / Marseille – also auch ein sehr kleines Gebiet. (Einige Gallische Inschriften kommen dann 200 Jahre später, und das Gros an Inschriften kommt erst mit der Romanisierung.) Keltiberische Sprachzeugnisse gibt es erst ab dem 2. Jhdt. v. Chr. Inschriften auf den Britischen Inseln sind selten und stammen auch erst aus der Römerzeit. Die Keltengebiete außerhalb des Römischen Reiches liefern in der Antike so gut wie keine Inschriften. (Die Ogamschrift in Irland beginnt erst in der Spätantike.)

Nimmt man also ausschließlich die Epigraphik als Beweis, hat die keltische Kultur im schweizerischen Tessin und in den italienischen Regionen Lombardei und Piemont begonnen.

Nun gibt es aber eine ganze Menge historisches Material. Diverse griechische und römische Autoren, die die damalige Welt beschrieben, haben immer wieder Gebiete, Stämme und Orte mit definitiv keltischen Namen angeführt. Die  frühesten Vertreter waren Hekataios (6. Jhdt. v. Chr.), Herodot (5. Jhdt. v. Chr.) und danach Rufius Festus Avienus (4. Jhdt. v. Chr.), der sich auf Herodot beruft. Die drei nennen u.a. für die Iberische Halbinsel, Irland, Südfrankreich und England keltische Bezeichnungen. Wären diese Länder erst in der La Tène-Zeit (ca. 450 v. Chr.) keltisiert worden, ließen sich die keltischen Ortsnamen so früh nicht erklären, es sei denn, alle Länder sind innerhalb kürzester Zeit (wahrscheinlich kriegerisch) keltisch annektiert worden. Man kann also möglicherweise davon ausgehen, dass die Keltisierung von ganz West- und Mitteleuropa irgendwann in der Hallstattzeit stattgefunden haben muss, sodass sich die keltischen Ortsnamen im 5. Jhdt. v. Chr. ausgehen. Die Frage, wo die keltische Sprache ursprünglich entstanden ist, wird damit aber nicht beantwortet. Dass halb Europa von heute auf morgen die selbe Sprache entwickelt hatte, ist ziemlich unwahrscheinlich. Ein kleines Gebiet, wo sie entstanden ist, muss es gegeben haben …

2. Archäologische Evidenz:

Rein archäologisch gesehen müsste man den Beginn der Kelten in den grün umrandeten Gebieten sehen: Tschechien, Österreich, Slowenien, Norditalien, Schweiz, Liechtenstein, Süddeutschland, Ostfrankreich. Dort ist entweder die Hallstattkultur oder die frühe La Tène-Kultur reichlich vorhanden. Da sich die La Tène-Kultur aber eher aus der Westhallstattkultur entwickelte (auf der Landkarte stimmt dies ca. mit der Hallstatt-D-Kultur überein), fallen Österreich, Italien und Slowenien damit weitgehend weg, da dort die Osthallstattkultur herrschte. Archäologisch bleiben dann als mögliche Ursprungsgebiete ungefähr: Tschechien, Schweiz, Süddeutschland, Ostfrankreich.

3. Historische / Mythische Vorstellungen

Nimmt man die griechischen und römischen Autoren her, gibt es einige Möglichkeiten, wo der Ursprung der Kelten gewesen sein könnte:

  • Einige Autoren nennen als mythischen Ort die Hercynischen Wälder – Tschechien
  • lt. Herodot ist es Pyrene – Heuneburg? oder auch der Schwarzwald, wo die Donau entspringt – Baden-Württemberg
  • Lt. Livius das Gebiet der Bituriges, wo die Wanderungen um 600 v. Chr. von Bellovesos und Segovesos begonnen haben – ca. die französische RegionCentre
  • Lt. Timagenes (geschrieben von Ammianus Marcellinus) lehrten die Druiden, dass die Kelten aus verschiedenen Gebieten, nämlich von den Inseln (wahrscheinlich Irland und Britannien) und vom anderen Rheinufer (also aus Deutschland und Tschechien) nach Gallien (heute Frankreich) gekommen sind. Einige Kelten sollen sogar aus Troia abstammen! *g*
  • Und Cäsar schließlich schreibt, dass die Lehre der Druiden aus England kommt. Das könnte auch bedeuten, dass Teile der keltischen (religiösen) Kultur an sich aus England gekommen sind.

Durch die drei Herangehensweisen – Sprache, Archäologie, Historie – weiß man zumindest, dass in dem Gebiet von Frankreich, Süddeutschland, Tschechien, Schweiz das Keltische wahrscheinlich seinen Ursprung hat. Möglicherweise kommt auch einiges von den britischen Inseln.

Zum Schluss noch eine interessante Sache: Eines der blauen Doppelpfeilchen ist absichtlich zwischen Spanien und Irland. Der Grund ist der, dass sowohl die irische als auch die keltiberische Sprache qu-keltisch ist (während das britannische und gallische Keltisch weitgehend p-keltisch sind). Da Spanien auch immer wieder mal in irischen Mythen als eines der Herkunftsländer genannt wird (z.B. soll der Kulturbringer Partholon aus Spanien gekommen sein) und die La-Tène-Funde in Irland gering sind und auf der Iberischen Halbinsel fast gar nicht vorkommen, könnte es sein, dass zwischen der Iberischen Halbinsel und Irland ein eigener kultureller Austausch stattgefunden hat.

Die keltische Grenze und ihre Ausläufer

Nach der ersten Keltisierung in der Hallstattzeit ist ganz West- und Mitteleuropa jedenfalls zutiefst keltisch. Entweder die Archäologie oder die Sprache oder die Historie oder mehrere Quellen bestätigen dies. Durch Wanderungsbewegungen und teilweise auch kulturellen Austausch verbreitet sich das Keltische in der La Tène-Zeit auch Richtung Osten, wo aber die drei Evidenzen (Sprache, Archäologie, Historie) immer weniger werden. Die in der Landkarte eingezeichnete keltische Grenze ist also nicht ein keltischer Limes sondern eine sehr unscharfe Grenze, wo sich die Kelten mit den anderen Kulturen oft die Grenzgebiete teilten. Auch im Norden (Polen, Ukraine, Deutschland) zerfransen die Siedlungsgebiete immer mehr. Eine Reisende in der Antike, die z.B. im Gebiet des heutigen Deutschlands einfach nach Norden gefahren ist, wird am Weg immer weniger Kelten dafür immer mehr Germanen angetroffen haben. Ab einem gewissen Punkt wird sie dann keinen Kelten mehr gesehen haben sondern nur mehr Germanen.   

Interessant ist der Ring, der sich in der La Tène-Zeit in Osteuropa aufgrund der nördlichen und der südlichen Wanderroute gebildet hat (siehe unten – „Die zweite Welle“): So findet man die Kelten in West- und Nordost-Ungarn, Südwest-Ukraine, Moldawien, Ost-Rumänien, Nord-Bulgarien, Mitten in Serbien und in Nordost-Kroatien. Südlich des Ringes sind die Illyrer, Thraker und Griechen und nördlich davon die Germanen und Reitervölker. In der Ringmitte, die aus fast ganz Rumänien (Daker), dem Osten Ungarns (Iazyges) und dem Norden von Serbien besteht, sind nur zwei kleine Siedlungsgebiete archäologisch ergraben worden. Stämme unbekannt. Dass der östliche Ringteil nicht nur von Kelten besiedelt war, wurde bereits erklärt. Die ganzen Nachbarvölker von den Kelten findet man im letzten Kapitel „Die anderen Völker“.

Die östlichsten Ausläufer der keltischen Wanderungen, die ebenfalls nicht lange von Bestand waren, finden sich in der Ukraine bei den Dnepr-Stauseen (Stämme dort unbekannt) und an der Nordwestspitze der Türkei, südöstlich von Istanbul: die Aigosages und und Daguteni.

Während also die keltischen Siedlungen im östlichen Ring und darüberhinaus nicht von Dauer waren und sich die Kelten spätestens mit der Romanisierung mit den dortigen Völkern vermischten und später kaum mehr vorhanden waren, ist Galatia mitten in der Türkei die einzige keltische Kolonie, die bis zum Untergang des römischen Reiches bestehen blieb.

Im Norden (also östlich des Rheins und nördlich der Donau) wurden die Kelten ca. ab dem Ende der La Tène-Zeit und mit Beginn des römischen Kaiserreichs nach und nach von den Germanen zurückgedrängt, bis letztlich hinter dem Limes in den „Hercynischen Wäldern“ keine Kelten mehr vorhanden waren oder sich mit den Germanen vermischt hatten.

Während der römischen Kaiserzeit waren die Kelten also in ganz Westeuropa noch vorhanden. Mitteleuropa hatte den Limes als Grenze und Norditalien war in dieser Zeit zu romanisiert, sodass die dortigen Boii, Senones etc. kaum mehr kulturell vorhanden waren. Die östlichsten Kelten auf europäischem Gebiet dürften die Scordisci gewesen sein. Ganz im Osten befand sich Galatia, und die einzigen nicht-römischen Keltengebiete waren nur mehr Schottland und Irland (und die Isle of Man).

Trotz der Romanisierung waren die Kelten im Römischen Reich vorhanden. Es wurde weiterhin neben Latein auch Keltisch gesprochen, die keltische Götterverehrung fand in einer Mischung aus keltischer und römischer Religion statt, die Druiden dürften zum Großteil römische Jobangebote (Priester, Philosophen, Ärzte etc.) angenommen haben, keltische Adlige waren romanisiert und herrschten weiter, unzählige Ortsnamen blieben teilweise bis in die heutige Zeit keltisch. Die Kelten waren also im römischen Reich nicht vernichtet sondern haben die galloromanische Hybridkultur entwickelt und offenbar ganz passabel gelebt.

Das Ende der Kelten lässt sich im Gegensatz zum Anfang derselben leicht erklären:

Es wurde nach und nach mit dem Untergang des römischen Reichs, der Christianisierung und den immer mächtiger werdenden germanischen Reichen während der Völkerwanderung eingeläutet. Neben der Entwicklung der heute noch bestehenden Enklave der Inselkelten (Bretagne, Schottland, Irland, Wales, Cornwall, Isle of Man) dürfte sich das Keltische in der Spätantike und im Frühmittelalter noch am längsten in Teilen Englands und möglicherweise auch in Teilen Iberiens (Galicien?) erhalten haben, bis auch dort das Germanische die Oberhand gewann. Galatia ist nach und nach hellenisiert und letztlich vom Byzanthinischen Reich absorbiert worden.

Die keltischen Völkerwanderungen

Neben einzelnen reisefreudigen Stämmen (Boii, Volcae Tectosages …) sind die zwei größten Völkerwanderungen von historischer Wichtigkeit. Beide sind in der Landkarte mit roten Pfeilen markiert.

Die erste Welle

Die erste Wanderung gibt es als Mythos und als archäologisch / historisch bezeugten Fall. Zuerst zum Mythos, der von Titus Livius überliefert wurde:

Wir schreiben ca. das Jahr 600 v. Chr. Der Häuptling der Bituriges, Ambicatos, beschloss wegen Überbevölkerung seine Neffen Bellovesos und Segovesos mit Teilen von Stämmen auf Wanderschaft zu schicken. Segovesos musste in die Hercynischen Wälder (also nach Tschechien), und Bellovesos marschierte nach Massalia, wo er diese Stadt mit den Griechen gründete. Dann wanderte er mit seinen Stämmen weiter über die Alpen nach Norditalien und gründete auch noch Mediolanon (Mailand).

Soweit der Mythos. Historisch und archäologisch ist zwar die Völkerwanderung belegt, aber nicht so mystisch. Einige Kelten sind (vielleicht wirklich ab dem 6. Jhdt. v. Chr.?) von der Marne-, der Rhein-Mosel- und der böhmischen Kultur nach Italien gewandert. Die dortigen unzähligen La Tène-zeitlichen Funde könnten die Überbevölkerung belegen. In Norditalien siedelten dann ab ca. 400 v. Chr. einige Stämme (Senones, Lingones, Boii), die es auch nördlich (Frankreich, Tschechien) gibt. Von Norditalien ist 390 oder 387 v. Chr. dann das Heer unter Brennos I. nach Rom einmarschiert (und mittels Gold dann wieder zurückgewandert – Rom konnte sich im letzten Moment freikaufen). Die Kelten verblieben in Norditalien, bis sie nach und nach durch die Ausdehnung des Römischen Reichs vertrieben oder romanisiert wurden.

Die zweite Welle

Die zweite Wanderung war eher eine rein militärische. Im 3. Jhdt. v. Chr. marschierte ein Heer aus verschiedenen Stämmen unter Brennos II. Richtung Griechenland. Das Ziel war eindeutig: Goldraub aus dem Orakel in Delphi. Wirklich gelungen ist es nicht (Apollon konnte mit Blitz und Donner seinen Temenos verteidigen), aber angeblich soll einiges an delphischem Gold durch die zurückkehrenden Krieger (und Kriegerinnen?) dem Nemeton der Stadt Tolosa (Toulouse) geopfert worden sein. (Blöderweise wurde 170 Jahre später dieser Goldschatz von den Römern wieder zurückgeraubt.)

Egal – die meisten Kelten hatten nach der Niederlage in Delphi keine Lust aufs Zurückkehren sondern wanderten durch Griechenland nach Thrakien (Bulgarien). Dort gründete ein gewisser Komontorios auf die Schnelle sein eigenes Königreich, namens Tylis. (Man gönnt sich ja sonst nichts.) Einige Kelten fanden dort ihr neues Zuhause, andere ließen sich von Nikomedes I. als Söldner anwerben und kämpften für ihn in Kleinasien. Danach war ihnen langweilig, und sie zogen raubend durch die Gegend (und überfielen schon wieder einen Apollontempel, nämlich den riesengroßen in Didyma). 269 reichte es dem dortigen Herrscher Antiochos. In einer Schlacht mit lauter Kriegselephanten siegte er über den keltischen Räuberhaufen, zeigte sich aber großzügig und schenkte den Besiegten ein großes Land in der heutigen Türkei, und zwar das Gebiet um Ankara, das damals vor allem von den Phrygiern bewohnt war. Platz war jedenfalls genug, denn neben den Phrygiern gründeten die Kelten dort ihre einzige wirkliche Kolonie: Galatia.

Die anderen Völker

Um nicht noch mehr Kompliziertheit in die Landkarte zu bringen, habe ich es vermieden, die nichtkeltischen Völker, Stämme und Reiche einzufügen. Hier ein kurzer Überblick über die Völker, die sich in der La Tène-Zeit (späte Eisenzeit) mit den Kelten das Gebiet teilten oder deren Nachbarn (Rosa und Graue Bereiche) waren:

Spanien und Portugal: Verschiedenste Iberische indigene VölkerVascones,Turduli, Oretani, Bastetani, Turdetani, Contestani, Iberi, Cessetani, Lacetani, Ausetani, Lobetani, Tourboletai, Astures, in früheren Zeiten bei den südlichen Häfen: Phönizier

Frankreich: im Südwesten und bei den Pyrenäen: Vasconi, Tarbelli, Aquitani. Griechische Kolonie in Massalia / Marseille: Griechen

Niederlande: Germanen (Friesen) hinter dem Limes

Schweiz: Räter im Osten

Deutschland: Verschiedenste Germanische Völker nördlich der Kelten: Cherusker, Quaden, Chatten, Bructerer, Marcomannen, Mattiacer, Usipeter, Marser, Sugambrer, Narister, Hermunduren, Chamaven, Fosen

Italien: im Norden ein Zusammenleben und eine Nachbarschaft mit Etruskern und italischen Stämmen: Veneter, Ligurer, Umbrier … – Südlich hat in dieser Zeit bereits Rom begonnen, seine Macht auszudehnen – also Römer.

Liechtenstein: Räter

Österreich: Im Westen: Räter, im Süden: Veneter

Slowenien: Veneter

Kroatien: Illyrer (Liburni, Iapodes)

Bosnien und Herzegowina: Illyrer

Serbien: Autariatae, Dardani, Triballi

Polen: Nördlich der Kelten: Slawen (bzw. deren Vorläufer), Balten, Skythen. Germanen: Quaden, Vandalen, Burgunder

Ungarn: östlich der Donau: Iazyges (Sarmatische Reiterkrieger)

Rumänien: Daker

Ukraine: Reitervölker – Kimmerer, Sarmater, Skythen

Bulgarien: Thraker

Moldawien: Daker, Carpi

Türkei: Mitbewohner in Galatia: Phryger. Mitbewohner bei den Aigosages und Daguteni: Griechen und Phryger. Völker rund um Galatia: Lykaones, Pisider, Lyder, Bithynier, Paphlagonier, Griechen, Seleukiden, Perser.

Folgende heutige Staaten waren in der La Tène-Zeit offenbar ziemlich ausschließlich keltisch bzw. wurden die früheren indigenen Völker vollständig von den Kelten assimiliert. Andere Völker sind dort für die späte Eisenzeit nicht bekannt:

Irland, Britische Inseln, Belgien, Luxemburg, Tschechien, Slowakei.

In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß mit der keltischen Landkarte Dumnon Celticon! – Und möge Euch nicht der Himmel auf den Kopf fallen! 😉

-Finit-

Mc Claudia