Überblick über die wichtigsten kymrischen Mythen – chronologische Reihenfolge nach den handschriftlichen Quellen

Quellen: Helmut BIRKHAN 1997, S. 468 ff. und Bernhard MAIER Lexikon 1994

 

Nennius’ Historia Brittonum, 9. Jhdt.

Geschichte von Britannien und Irland bis zum 7. Jhdt. n. Chr. Geschichten um die 12 siegreichen Schlachten des Kaiser Arthur. Wichtigste Quelle für das Studium der kymrischen frühmittelalterlichen Kelten.

 

Llyfr Du Caerfyrddin – “Das schwarze Buch von Carmathen“, 11.-13. Jhdt.

eine der ältesten Handschriften von Wales, lauter Gedichte. Religiöse Dichtung. Preisgedichte auf walisische Fürsten.

Englynion Gereint – „Die Strophen von Gereint“

Gereint vab Erbin, König von Devon um 600 n. Chr., nimmt an einer großen Schlacht teil, wo auch Arthur teilnahm.

Englynion y Beddeu – „Die Strophen der Gräber“

Erzählt von den Grabstätten berühmter Helden mit wichtigen Anspielungen auf die Erzählungen über die britannischen Kelten.

Paŵr yw’r porthor? – “Wer ist der Pförtner?”

Dialog zwischen Arthur und dem Pförtner Glewlwyd Gafaelfawr, der eine Festung bewacht, zu der Arthur Zutritt verlangt.

Gedichte um Myrddin

Myrddin ist Dichter und Seher im Dienste des Königs Gwenddoleu fab Ceidiaw. Er verlor in der Schlacht von Arfderydd den Verstand und floh vor dem Kriegsgegner, dem König Rhyddderch Hael, in Schottlands Wälder, wo er die Sehergabe erhielt.

Gedichte um Llywarch Hen

Llywarch ist Vetter des Königs Urien von Rheged. Die Gedichte erzählen von seinem Schicksal  und dem Tod seiner 24 Söhne in der Schlacht.

 

Llyfr Aneirin – „Das Buch Aneirins“, 13. Jhdt.

Y Gododdin – ”Die Gododdin“

Ein Gedicht, wurde lt. Überlieferung vom Dichter Neirin (Kollege von Taliesin) verfasst. Es beschreibt den Untergang des keltischen Stammes der Gododdin in Südschottland bei einem Angriff auf eine Stadt in Yorkshire, wo sie von germanischen Invasoren besiegt wurden.

 

Trioedd Ynys Prydain – „die Triaden der Insel Britannien“, 13. Jhdt.

Merksprüche von historischem und sagenhaftem Inhalt. Jede Triade fasst unter einem Oberbegriff drei berühmte Namen zusammen, die kurz erklärt werden.

 

Llyfr Taliesin – “Das Buch von Taliesin“, 14. Jhdt.

Die Schriften, großteils Gedichte, sollen vom ältesten und berühmtesten Dichter Taliesin (gelebt im 6. Jhdt.n.Chr.) stammen. Taliesin sprach wahrscheinlich die ausgestorbene keltische Sprache Kumbrisch.

8 Preisgedichte auf König Urien von Rheged.

König Urien von Rheged, beheimatet in NW-England, kämpfte mit 3 weiteren Königen im 6. Jhdt. gegen die Angeln. Während der Belagerung von Lindisfarne wurde er von einem Rivalen namens Morgant getötet.

Totenklage für Uriens Sohn Owein.

Diese älteste kymrische Totenklage besingt den Tod Oweins, als er im Kampf gegen die Sachsen tapfer kämpfte und starb.

15 Gedichte über Taliesin und seine sagenhafte Geschichte.

Taliesin überlebte den Kriegszug gegen den irischen König Matholwch, erscheint als Gefolgsmann von Arthur und wurde auf wundersame Weise zum berühmtesten Barden Britanniens (s. unten – „Hanes Taliesin“).

Kat Godeu – „Die Schlacht der Bäume“

Preiddeu Annwfn – „De Beraubung der anderen Welt“

Kaiser Arthur reist mit einigen Mannen auf Schiffen zur Feenburg Caer Siddi und erlebt dort Abenteuer. Unter anderem entdecken sie auch den mysteriösen Kessel, der nur für Mutige Speisen kocht und von 9 Jungfrauen bewacht wird. Nur eine Handvoll Männer kehren lebend von der Fahrt zurück.

Armes Prydein – „Die Prophezeiung von Britannien“

Das Gedicht (um 930 entstanden), eine politische Weissagung, berichtet davon, dass sich alle Inselkelten mit den Dubliner Wikingern verbünden und die verhassten Angelsachsen vertreiben. Das Gedicht ist v.a. gegen König Aethelstan gerichtet.

9 weitere prophetische Gedichte

3 Preisgedichte auf andere Herrscher d. 6. Jhdts.

Verse mit religiösem und biblischem Inhalt.

Gedichte über Alexander d. Großen und Herakles.

Totenklagen für Helden der kymrischen Sagen.

 

Llyfr Coch Hergest – „Das rote Buch von Hergest“, 14. Jhdt.

Die größte kymrische Sagensammlung. Enthält alle elf Geschichten des berühmten Mabinogion, wobei die ersten 4 Geschichten den engen Kreis der „vier Zweige des Mabinogi“ bilden:

Vier Zweige des Mabinogi

  1. Pwyll Pendefig Dyfed – “Pwyll, Fürst von Dyfed”

Pwyll trifft den König der Anderswelt, Arawn. Auf dessen Vorschlag tauschen beide für ein Jahr die Gestalt und werden Freunde. Pwyll lernt dann Rhiannon, eine Dame aus der Anderswelt, kennen und heiratet sie. Ihr Erstgeborener Pryderi wird nach der Geburt entführt und Rhiannon des Kindsmordes beschuldigt…

  1. Branwen ferch Lŷr – „Branwen, die Tochter des Llŷr“

Brân Fendigeid ist König von Britannien, Branwen seine Schwester. Der irische König Matholwch heiratet Branwen. Aber diese muss niedrigste Arbeiten verrichten, weshalb Brân gegen die Iren in den Krieg zieht (bei dem ein Kessel zum Einsatz kommt, der tote Krieger zu Zombies macht) und seine Schwester befreit. Die meisten Krieger und Brân fallen und des Königs Kopf wird in London (heute das Gebiet des Towers) begraben, wo er Britannien immer beschützen wird.

  1. Manawydan fab Llŷr – „Manawydan, Sohn des Llŷr“

Manawydan, Bruder des verstorbenen Brân, heiratet Rhiannon (die bereits Witwe ist). Durch bösen Zauber verschwinden in Dyfed plötzlich alle Menschen außer Manawydan, Rhiannon, ihrem Sohn Pryderi und dessen Frau Cigfa. Nachdem sie durch Dyfed irren, versuchen sie es in Britannien, wo man sie aber nirgends leiden kann. Zurück im noch immer leeren Dyfed werden dann auch noch Rhiannon und Pryderi entführt….

  1. Math fab Mathonwy – “Math, Sohn von Mathonwy”

König Math von Gwynedd hat zwei Neffen, nämlich den Zauberer Gwydion und Gilfaethwy und eine Nichte namens Arianrhod. Die Fußhalterin des Königs, die Jungfrau Goewin wird Opfer einer Vergewaltigung durch Gilfaethwy. Math verwandelt seine Neffen zur Strafe in Tiere und sucht nach einer neuen Jungfrau, die den Job der Fußhalterin übernimmt. Arianrhod, die unter dem Begriff „Jungfrau“ was anderes als der König zu verstehen scheint, bietet sich an, wird aber überführt, keine echte Jungfrau mehr zu sein und gebiert auf zauberhafte Weise 2 Jungen, einer davon ist Lleu Llaw Gyffes, den sie aus Rache verflucht und verspricht, ihm keinen Namen zu geben, keine Frau zuzuführen und keine Waffen zu verleihen. In der Zwischenzeit werden die Neffen wieder in Menschen verwandelt und der junge Lleu wächst zum tragischen Helden heran….

Restliche sieben Geschichten des Mabinogion:

Breuddwyd Macsen – “Der Traum des Macsen”

Der römische Kaiser Macsen (historischer Feldherr Magnus Maximus) verliebt sich in eine schöne Maid in seinem Traum. Boten berichten ihm von Elen Luyddawg, die diesem Traumbild entspricht. Macsen erobert Britannien, heiratet Elen, macht sie zur Kaiserin und ihren Vater zum Lehensherrn Britanniens. Macsen muss wieder weg. Während seiner Abwesenheit wählen aber die britischen Römer einen neuen Kaiser. Mithilfe von Elens Brüdern kann Macsen die Herrschaft wiedergewinnen.

Cyfranc Lludd a Llefelys – “Die Geschichte von Lludd und Llefelys”

Der britannische König Lludd und sein Bruder Llefelys befreien ihr Land von 3 Plagen: vom Volk der Coranieid, von einem Drachen und von einem Zauberer, der jede Nacht alle königlichen Vorräte stiehlt.

Culhwch ac Olwen – “Culhwch und Olwen”

Älteste Arthur-Geschichte überhaupt. Der Held Culhwch wirbt um die schöne Olwen, Tochter des zauberhaften Riesen Ysbaddaden Bencawr. Culhwch wurde nämlich vorausgesagt, dass er nur Olwen ehelichen darf. Zusammen mit Arthur und seinem Gefolge begibt er sich auf die Suche nach seiner Braut. Ysbaddaden ist bereit, seine Tochter herauszugeben, vorausgesetzt, Culhwch erfüllt 40! Aufgaben. Der arme Riese überlebt dieses Abenteuer nicht. Und Olwen wird natürlich die Frau des Helden.

Breuddwyd Rhonabwy – “Der Traum von Rhonabwy”

König Madawg fab Maredudd von Powys (1132-1160 n.Chr.) schickt Rhonabwy auf die Suche nach des Königs aufrührerischen Bruder. Auf dem Weg übernachten der Held und seine Gefährten in einer mystischen und schmutzigen Taverne. Rhonabwy verzichtet auf das verlauste Bett und schläft lieber auf einem Ochsenfell. Er träumt von der Zeit Arthurs und begegnet im Heerlager dem mystischen Kaiser und einigen seiner Ritter. Auch sieht er Arthur und Owein gwyddbwyll spielen. Durch den Schlachtenlärm erwacht Rhonabwy wieder.

Iarlles y Ffynnawn – “Die Brunnengräfin”

Owein fab Urien, ein Ritter von Arthur, verlässt aus Abenteuerlust den Hof und kommt in ein fremdes Land. Er trifft auf einen schwarzen Ritter, der eine Quelle hütet und den er im Zweikampf tötet. Die Frau des schwarzen Ritters, die Brunnengräfin, heiratet Owein, der nun 3 Jahre die Quelle hütet. Arthurs Leute suchen Owein auf und bringen ihn zurück. Es kommt zum Ehekrach zwischen Owein und seiner Frau.

Peredur fab Efrawg – „Peredur, Sohn von Efrawg“

Peredur ist die Urversion des Parzifal-Mythos.

Gereint fab Erbin

Gereint ist Ritter am Hofe Arthurs und begibt sich auf ein Abenteuer. In fernen Landen gewinnt er eine Maid zur Braut und feiert am Hofe Arthurs Hochzeit. Da er durch die Liebe zu seiner Gattin seine Ritterpflichten vernachlässigt, macht man ihm Vorwürfe, und es kommt zum Ehekrach.

Arthurgeschichten,

Merlingeschichten.

Englynion Gereint

Gedichte um Llywarch Hen

Werke außerhalb des Mabinogion

Kymrische Bearbeitungen ausländischer Texte

Medizinische Abhandlungen

Grammatikalische Abhandlungen

Sprichwörter und Preisgedichte auf Fürsten des 12.-14. Jhdt.

 

Llyfr Gwyn Rhydderch „Das weiße Buch des Rhydderch“, 14. Jhdt.

Das Mabinogion (wie im Llyfr Coch Hergest, nur ohne „Traum des Rhonabwy“).

Übersetzungen ausländischer Literatur

Religiöse Texte

 

Hanes Taliesin – „Die Geschichte von Taliesin“, 16. Jhdt.

Älteste Fassung in der Weltchronik des Walisers Elis Gruffydd (1490-1552). Die Geschichte des berühmtesten Dichters von Wales: Gwion Bach, ein Diener der Zauberin Ceridwen, kostet trotz Verbot vom Zaubertrank und erhält dadurch die Gabe der Dichtung und Weissagung. Er flieht und verwandelt sich in verschiedene Gestalten (ebenso Ceridwen). Zuletzt, in ein kleines Kind verzaubert, wird er von Ceridwen im Meer ausgesetzt. An der walisischen Küste wird er von Elffin, dem Sohn des Königs Gwyddno Garanhir, gefunden. Der König nennt ihn Taliesin. Taliesin tut sich als bester Dichter hervor.